Das Konzept des Glamours zielt auf unsere innersten Sehnsüchte ab. Obwohl er oft zu Unrecht nur auf die Darstellung von Mode und Kunst, Frauen oder Prominente beschränkt wird, stellt die Schriftstellerin Virginia Postrel fest, dass Glamour mehr ist als das - er hat Macht in Form von nonverbaler Überzeugung. In einem Vortrag über Glamour im Jahr 2014 stellte Postrel fest, dass "Glamour etwas ist, das ein Gefühl von Projektion und Sehnsucht erzeugt. Die Sehnsucht entsteht durch das Kanalisieren unserer Wünsche". Die Geschichte der Glamour-Fotografie, die oft falsch interpretiert wird, liegt irgendwo zwischen den Bereichen Mode-Fotoshootings und Pornografie und hat ihren Ursprung im Frankreich der frühen 1900er Jahre. Als das Goldene Zeitalter Hollywoods in den USA aufblühte, verlagerten sich Kunst und Fotografie um die Jahrhundertwende in die Vereinigten Staaten, und Ruth Harriet Louise wurde zu einer der produktivsten Fotografinnen der 1920er Jahre. Im Laufe der Jahrzehnte veränderten sich auch die Vorstellungen darüber, was Glamour-Fotografie ausmacht. Sie schöpft in der Tat nicht aus einem begrenzten Fundus an Motiven, wie man an den Arbeiten von Alain Daussin und insbesondere an den Schwarz-Weiß-Akten von Gun Roze sehen kann, denn der Künstler fängt ein, wie verführerisch die Freiheit des New York der 1980er Jahre im Vergleich zu heute war. Diese Art der Fotografie hinterfragt unsere innersten Sehnsüchte - unsere eigenen Schutzmechanismen aufzugeben und den Verlockungen des Glamours in all seinen Formen zu erliegen.
