Seen

Seen, mit bürgerlichem Namen Richard Mirando, wurde 1961 in der Bronx geboren, wo er aufwuchs und noch heute lebt. Schon in jungen Jahren war er ein Wunderkind der bildenden Kunst. Im Alter von 11 Jahren bekam er seine erste Airbrush-Pistole geschenkt. Zwei Jahre später malte er für seinen Onkel, der eine Autowerkstatt besaß, dekorative Bilder. Dann gestaltete er seine ersten Fahrzeuge individuell.

Die Graffiti-Bewegung war zu dieser Zeit gerade erst im Entstehen begriffen. Richard ist von den fahrenden, bemalten U-Bahn-Zügen fasziniert, die im Depot in der Lexington Avenue auf der Linie 6 direkt hinter der Garage seines Onkels stehen. An einem Samstagnachmittag im Jahr 1973 betrat er das Depot und fertigte sein erstes "Stück" an. Er wählt das Pseudonym "Seen". Die Aneinanderreihung der beiden "E" gefällt ihm und die Bedeutung passt zu ihm. Graffiti zu sprühen wird für ihn zum Mittel, seinen Wunsch, von möglichst vielen Menschen gesehen zu werden, zu konkretisieren.

Sein erstes Bild ist eine Offenbarung. Vom einfachen Betrachter wird er zum Akteur der jungen Bewegung. Die U-Bahn wird zu seinem bevorzugten Medium. Er reiht eine Aktion an die andere und bemalt sogar ganze Autos (Whole cars), die sich für immer in die Köpfe der New Yorker einprägen. Sein Name und seine Kunst werden durch die Züge, die jeden Tag von Hunderttausenden von Menschen benutzt werden, in die ganze Stadt getragen. Sein einzigartiger Stil, seine Kreativität und seine Hartnäckigkeit machten ihn zum Anführer der New Yorker Underground-Graffiti-Bewegung der 80er Jahre.

Der Dokumentarfilm Style Wars von Tony Silver und Henry Chalfant machte ihn 1982 auch im Rest der Welt zur Ikone der Bewegung. Von seinen Kollegen als "Godfather of Graffiti" anerkannt, ist Seen heute der berühmteste Graffiti-Künstler mit einem beispiellosen Einfluss.