Marché aux paniers, 2025
Stéphane Foucaud

Der Mangrovenwald erstreckte sich vor dem Markt und wuchs wie Haare, die unvorhersehbar nachwuchsen. Das Wachstum kleiner Pilze auf dem Riffdach war zum Indikator für die Zeit geworden, die ich mit meiner Adoptivmutter verbracht hatte. Unser Stand mit geflochtenen Körben, umringt von verdutzten Schaulustigen, lag eingebettet zwischen Opas „Acht-Neun“ Mangos (er schlief in der Messe immer während Kapitel acht, Vers neun der Bibel ein) und Frau „Schreien“ geräuchertem Fisch (sie war es gewohnt, ihren Mann vor allen Leuten zu beschimpfen). Die Geschicklichkeit und Schnelligkeit meiner Mutter beim Flechten ihrer Behälter verblüffte viele, und sie verwendete dafür die unterschiedlichsten Pflanzen. Manche wurden zu länglichen Rucksäcken für eine Angelrute geformt, andere hatten die Größe eines Macs (Apple-Computers) oder waren so zugeschnitten, dass sie die für die Region typischen, eiförmigen Yamswurzeln aufnehmen konnten.

Abgesehen vom geschäftigen Treiben am Samstag durchstreifte ich sonntags nach dem Gottesdienst und sogar wochentags nach dem Unterricht die Mangroven und brachte manchmal ein paar Krabben mit. Ich wurde dort auf einem Hügel aus Schwemmlandablagerungen geboren, der selbst bei Flut sichtbar wurde. Dieser Zufluchtsort für Fischer ohne Boot war eine wahre Fundgrube: rostige Angelhaken, Pastetendeckel, verhedderte Angelschnüre … und ich selbst. Ich war an diesem Tag ein Geschenk des Himmels für Rosy gewesen: Sie hatte in ihrem speziell für Krabben angefertigten Korb ein weiteres Tier mitgebracht, dessen Nabelschnur von hungrigen kleinen Krebstieren wimmelte. Meine Adoptivmutter war kinderlos und hatte daher nicht an der traditionellen Opfergabe eines Kindes teilgenommen. Dieser Brauch wurde in der Kanak-Kultur immer seltener. Dennoch konnte sie mich bei den traditionellen Zivilbehörden, die die Regeln und Pflichten der Kanak-Gesellschaft festlegten, auf ihren Namen eintragen lassen.

Die Geschichte meiner Aussetzung bei der Geburt in den Mangroven wurde von der Schulkrankenschwester immer wieder erzählt. Unermüdlich rügte sie diejenigen, die die Pille danach nahmen oder ständig im Sexualkundeunterricht fehlten. Wenn „Pittaya“, unsere drachfruchtsüchtige Krankenschwester, erfuhr, dass ein Neugeborenes auf den Stufen der Kapelle ausgesetzt worden war (ein weiterer beliebter Ort für ungewollte Schwangerschaften), murrte sie: „Mein Gott! Kondome kosten doch nichts extra!“ Witze über die mögliche Vaterschaft des Priesters waren an der Tagesordnung. Entmutigt von der Ungehemmtheit der Jugendlichen unserer Gemeinde, zitierte der Geistliche unaufhörlich Bibelstellen, die von Lust handelten. Die Stämme wiederum sagten regelmäßig ihren jährlichen Ball ab, der zu sehr von Schwarzmarktalkohol und den unliebsamen Überraschungen des neunten Monats nach den Feierlichkeiten überschattet wurde.

Unsere regelmäßigen Besuche in den Mangroven führten dazu, dass wir jährlich ein bis zwei Säuglinge retteten. Nach und nach, mit Pittayas Hilfe bei der Erstversorgung der kleinen Wesen, die in gewebte Kokons gewickelt waren, entwickelte sich ein inoffizielles Adoptionsnetzwerk, das auf Mundpropaganda beruhte. Diese Praxis beschränkte sich auf die lokalen Gemeinschaften und wurde durch traditionelle Bräuche begünstigt, die die Identifizierung eines Kindes innerhalb einer Familie erheblich vereinfachten. Vom Bistum gefundene Babys wurden in die Obhut des Jugendamtes gegeben, das die komplexen Adoptionsverfahren streng anwandte und so viele potenzielle Adoptiveltern abschreckte. Unsere „organisierte Bande“ hatte sicherlich nicht damit gerechnet, dass ein europäisches Seemannspärchen Rosy auf dem Markt den Geheimcode für die Warteliste verraten würde: „Einen rosa Korb, bitte!“ Unser Verbrechen würde dadurch international an Bedeutung gewinnen. Außerdem könnten wir die Qualität der emotionalen und materiellen Betreuung des Kindes außerhalb der Insel nicht mehr überwachen. Tatsächlich kehrten die „Mangroven-Adoptivkinder“ zwei- bis dreimal jährlich mit ihren Familien zurück, um das Team der „Kinderschmuggler“ zu besuchen. Um die Kosten für die Schwangerschaftsvorsorge zu decken und die finanzielle Stabilität der Pflegefamilie zu gewährleisten, wurde unsere „empathische Tat“ durch die kürzlich von unserem Trio geforderte Zahlung nun auch als Menschenhandel eingestuft.

Es wurde eine Dringlichkeitssitzung einberufen, in der Mutter ihre Besorgnis über die mögliche Denunziation des europäischen Paares äußerte, dessen Antrag gerade abgelehnt worden war. Pittaya beklagte zudem die verheerenden Folgen unserer immer bekannter werdenden Aktionen, die dazu führten, dass immer mehr Neugeborene unter den Mangroven ausgesetzt wurden. Ich selbst verriet nichts von meiner Angst, von der Frau gefunden zu werden, die mich geboren hatte. Ich konnte mir unser Wiedersehen nicht einmal vorstellen. Sollte ich über ihre verwerfliche Tat nachdenken? Würde Vergebung meine Zweifel lindern? Eines Tages unternahm eine junge Mutter vom Stamm der Gatope eine beschwerliche Reise, um uns zu erreichen. Von unsäglichen Schuldgefühlen überwältigt, sprach sie die geheimen Worte aus, um uns nach jenem schrecklichen Tag zu fragen, an dem ihr der Mut zur Umkehr fehlte. Es war uns und ihr unmöglich, dieses genaue Datum zu vergessen. Wir fällten kein Urteil, da wir nicht wussten, welchen Zwängen dieses Mädchen damals ausgesetzt war. Allerdings benötigten wir die Zustimmung der Adoptivfamilie des Kindes, sobald sie drei Jahre alt war, bevor wir den leiblichen Müttern mitteilen konnten, wo sie ihn treffen konnte.

Das Ergebnis unseres Treffens war die sofortige Einstellung unserer Aktivitäten. Anschließend behaupteten wir, gemeinsam mit dem Jugendamt einen neuen Freiluft-Geburtsplatz entdeckt zu haben. „Das ist doch nur ein Seemannsgarn!“, rief der Leiter aus, dem es schon peinlich war, dass die Babys vor dem Haus des Gutsherrn ausgesetzt wurden. Dieses Abenteuer prägte mein Leben noch viel später: Ich leitete schließlich das Kinderheim in Nouméa, der Hauptstadt der Insel. Und natürlich endeten Spaziergänge mit meinen Kindern in den Mangroven, deren Ausläufer über die Wasseroberfläche ragten und unaufhaltsam auf der Oberfläche hüpften, als könnten sie, genau wie ich, keine Wurzeln schlagen.