Die Galerie de Buci präsentiert „Vivre dos au mur“, eine Einzelausstellung von Nathan Chantob, die eine Auswahl neuerer Gemälde und Zeichnungen vereint. Der Künstler reflektiert weiterhin über die menschliche Existenz und verortet seine Arbeit im aktuellen Revival der zeitgenössischen Figuration.
Nathan Chantob gehört zu den Malern, die die Relevanz der Porträtmalerei in einem von digitalen Bildern überfluteten Zeitalter bekräftigen. Wie Jenny Saville betont er die Materialität des Körpers und seinen unauflöslichen Charakter angesichts des polierten Bildes, das die Medien produzieren. In der intimen Nähe, die er zu seinen Modellen schafft, spiegelt sein Ansatz die Forschung von Künstlern wie Lynette Yiadom-Boakye wider, deren fiktive Figuren eine Last von Erinnerung und Stille tragen.
Nathan Chantob wurde 1991 geboren und studierte Zeichnen in Belgien, bevor er nach Frankreich zurückkehrte, um dort zu arbeiten. Als Gewinner des Alain-Brugnon-Preises der Taylor Foundation (2021), des Nationalen Preises für Bildende Kunst „Éclat International“ (2013) und des Sonderpreises der Société Nationale des Beaux-Arts (2011) hat er ein anspruchsvolles Werk geschaffen, das für seine Intensität bekannt ist. 2023 präsentierte er sein monumentales künstlerisches Werk mit einer Ausstellung im Collégiale de Chartres, die von einem fünf Meter langen Fresko dominiert wird.
Die von ihm besonders bevorzugten Großformate wie „Le Seau“ (Der Eimer) und „Hommage“ (Hommage) verkörpern diese dramatische Intensität: Die Gesichter scheinen sowohl von der Leinwand gehalten als auch auf den Betrachter projiziert zu sein, gefangen in einer Spannung, die die Unruhe des Augenblicks widerspiegelt.
Die kleineren Kompositionen „Alternative“, „Lieux communs“ und „J’attends la nuit“ verdichten diese Spannung in intimeren Formaten, in denen selbst ein Teil des dargestellten Gesichts zum Raum für emotionale Projektion wird.
Nathan wiederholt diesen Satz oft wie ein Mantra, fast ein Gerücht: „Die dichteste Dunkelheit ist nie weit vom hellsten Licht entfernt.“ Dieser Satz drückt die sorgfältige Kontrastarbeit in seinen Gemälden aus, aber auch sein Streben nach roher Authentizität.
Bei seiner Neuinterpretation ikonografischer Motive wie „Die Jungfrau mit dem Kind“ geht es ihm vor allem um den Wunsch, die Tradition mit kritischem Blick zu betrachten und heilige Codes zu untergraben, um menschliche, verletzliche und zeitgenössische Bilder zu schaffen.
Was Nathan Chantob innerhalb dieser internationalen figurativen Bewegung auszeichnet, ist die Verflechtung seiner Einflüsse. Als Erbe des caravaggesken Helldunkels und expressionistischer Spannungen bringt er in seine Malerei eine Energie ein, die er aus Graffiti und populären visuellen Kulturen bezieht. Diese Hybridisierung ermöglicht es ihm, Bilder zu schaffen, die sich sowohl der reinen Tradition als auch der bloßen Zeitgenossenschaft entziehen und eine einzigartige Bildsprache schaffen, in der die Frontalität des Gesichts zum Feld der Konfrontation wird. „Living with Your Back to the Wall“ ist Teil einer florierenden figurativen Szene, in der Künstler die Grenzen der Malerei neu definieren, indem sie mit dem Körper und der Porträtmalerei arbeiten. Mit dieser Ausstellung lädt uns die Galerie de Buci ein, einen Maler zu entdecken, der den Betrachter in einer kompromisslosen Begegnung von Angesicht zu Angesicht mit der Zerbrechlichkeit und Kraft der Menschheit konfrontiert.
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