Hier sind die unveröffentlichten expressionistischen Gemälde des französischen Künstlers Julien Wolf, lebendig und farbenfroh.
„Auf den ersten Blick sind wir zu einem bunten Karneval eingeladen. Hier ist alles Bewegung! Als hätte Julien Wolf versucht, die Essenz von Modellen einzufangen, die nicht an Ort und Stelle bleiben können. Als wollte er Lichter einfangen, die so flüchtig waren, dass sie zu Farbstreifen auf seiner Netzhaut wurden.
Wenn man dann einen Moment vor den Gemälden des Künstlers verweilt, kann man nicht umhin zu sehen, wie dort Kreaturen schlüpfen. Sie sind da, lauern in den Bildern. Ist es ein Arm oder ein Flügel, hinter dieser Geste, hinter dieser Linie? Ist es ein Kopf, ein Auge in dieser Rundung oder ein Mund – vielleicht ein Schrei? Oder eine Pareidolie?
Unsere Fantasie wird lebendig und regt sich. Sie lässt in diesen Gemälden ein Bestiarium aus unseren eigenen Gedanken erscheinen. Diese Viecher erwachen zum Leben und wir erfinden Schicksale für sie, Traurigkeit auch – ohne zu wissen, ob jemand anderes als wir ihnen ähnliche Gefühle zuschreiben würde. Und schon wissen wir, dass wir morgen je nach Stimmung oder Leben andere Zuneigungen für sie empfinden werden.
Und wir verstehen: Diese Leinwände sind tatsächlich bunte Rorsach-Tests, aus denen wir unsere intimsten Schwächen und die universellsten Ängste herausholen.
Der Künstler begrub die Dunkelheit hinter seinen Farben. Er lockte uns mit Poesie und Kindheit, um unsere Herzen zu berühren. Die auf den ersten Blick empfundene Lässigkeit verbarg die Härte der Arbeit und tarnte die Strenge der Kompositionen.
Die Leichtigkeit war jedoch nicht gespielt: Es ist ein Lächeln, eine Höflichkeit, die Julien Wolf an seine und unsere Ängste richtet. »
Regis Jaulin
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