Die Stücke in der Ausstellung „Blue as Velvet“ können als Variationen einer allgemeineren Arbeit betrachtet werden, die 2020 unter dem Titel (en)Tropics begann. Dieser Titel bezieht sich ursprünglich auf Claude Lévi Strauss und sein romantischeres Buch Tristes Tropiques, in dem der Autor das Verschwinden der vom Menschen kolonisierten Natur vor fast einem Jahrhundert beklagte. Allen Gemälden ist gemeinsam, dass sie dieselbe romantische Idee oder dieselbe Nostalgie nach einer jungfräulichen und ursprünglichen Natur widerspiegeln, die damals vom Menschen domestiziert wurde. Das Ergebnis sind erfundene Landschaften, imaginäre Stillleben, Wälder oder Dschungel, die wie Naturbeispiele eingekapselt sind und in denen fast immer ein Geheimnis oder eine Fantasie zum Vorschein kommt. Jedem Betrachter der Gemälde steht es frei, für jede Zeichnung eine eigene Erklärung zu finden. Die Technik der Malerei auf Samt verleiht dieser Serie eine besondere Atmosphäre. Die Motive oder Objekte werden mit einem ultramarinblauen Pigment negativ bemalt. Die Figur wird dann „weiß“ (auf schwarzem Samt) belassen und durch die Konturen definiert. Diese Technik vermittelt einen einzigartigen Eindruck von Nachtlicht, von Mondlicht. Ultramarinblau kann mit Gefühlen von Nostalgie und Melancholie (dem Blues) in Verbindung gebracht werden und verleiht jedem Gemälde auch ein Gefühl des Mysteriums. Schwarzer Samt, der so ausgewählt wurde, dass er das meiste Licht absorbiert, trägt auch das Symbol eines edlen Materials, Weichheit oder Theatralik. Der Kontrast und die Kombination dieser beiden Empfindungen inspirierten den Titel „Blue as Velvet“.
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