„[…] er hatte wieder das Gefühl, ein Gewächshaus zu betreten. In den anderen Ecken des Raumes öffneten hohe Palmen ihre eleganten Blätter, ragten bis zur Decke und breiteten sich dann in Wasserstrahlen aus. Auf beiden Seiten des Kamins ordneten Gummibäume, rund wie Säulen, ihre langen dunkelgrünen Blätter übereinander, und auf dem Klavier zwei unbekannte Sträucher, rund und mit Blumen bedeckt, einer ganz rosa und der andere ganz weiß, sahen aus wie fiktive Pflanzen, unwahrscheinlich, zu schön, um wahr zu sein. »
- Guy de Maupassant, Bel Ami.
Im Einklang mit den Orangerien, die im 16. Jahrhundert entstanden, breiteten sich Wintergärten mit dem Aufkommen industrieller Metallarchitektur und Glasdächern im Jugendstil im 19. Jahrhundert aus. Dieser beheizte Lustraum mit Blick auf den Garten oder den Park war damals in bürgerlichen Residenzen en vogue. Dort werden Sammlungen exotischer Pflanzen und Zimmerpalmen aufbewahrt.
Im Laufe der Jahre wird der Wintergarten zu einem eigenständigen Wohnzimmer, zu einem Empfangsort, an dem man lesen, Karten spielen, die Pflanzen bewundern oder sich einfach unterhalten kann.
In dieser Gruppenausstellung bauen die 8 Künstler gemeinsam und auf ihre eigene Art alle Elemente eines idealisierten Wintergartens auf, den der Besucher nie mehr verlassen möchte.
Julien Colombier und Tara Msellati stellen die zentralen Elemente dar: phantasierte exotische Pflanzenkompositionen. Sanft und beruhigend, mit Ölpastellkreiden gezeichnet, scheinen sie bei Colombier im Raum zu schweben. Msellati ihrerseits gestaltet sie einhüllend und warm in Form von Installationen aus echten Pflanzen, als wären sie auf jahrhundertealten Felsen angeordnet.
Colombe Salvaresi bedeckt eine ganze Wand vom Boden bis zur Decke mit ihren „geformten Leinwänden“ aus Wolle, hybriden Werken aus Fresko, Wandteppich und Malerei. Sie sprechen mehrere Sinne des Besuchers an, darunter auch den Tastsinn, der hier den Zugang zu einem Gefühl angenehmer Weichheit ermöglicht.
Mit ihren Stillleben, die Fotografie und Buntglas mischen, erinnert das Werk von Violaine Carrère an das Glasdach, das so symbolisch für den Wintergarten steht, aber mit einer ultramodernen Ästhetik, die sich aus Makroaufnahmen ergibt, die ihre Kompositionen strukturieren.
Perrine Boudy bietet ihrerseits Keramik in Form antiker Vasen und Krüge sowie Aquarelle mit lebhaften, lockeren Gesten an. Diese Werke stellen ein bevorzugtes Dekor für unseren Innengarten dar, der dank ihm in einer noch älteren Epoche, der griechisch-römischen Zivilisation, Wurzeln schlägt.
Grimassierende Gesichter, kleine diebische Hände, kitzlig, zart und schelmisch – Makiko Furuichi fügt in Aquarell eine ganze tragikomische Lebenswelt hinzu. Dieses Universum ist in Japan als Niyari bekannt. Hier bringt es eine lebendige Atmosphäre in den Garten, gespickt mit Spaß und Neugier.
Es ist Olivia de Bona, die unseren Wintergarten bevölkert, in dem es immer mehr von menschlichen und genauer gesagt weiblichen Figuren wimmelt. Seine in Strohintarsien gefertigten Arbeiten verleihen ihm einen Hauch raffinierter Natürlichkeit und bringen so eine fast vergessene Technik mit faszinierender Akribie auf den neuesten Stand.
Abschließend lässt sich sagen, dass Victoire Kammermann mit ihren Arbeiten in verschiedenen Medien (trockenes Pastell, ölige Kreide und sogar Nagellack) die Essenz des Wintergartens einzufangen scheint: einen Moment des Glücks und der Wollust, schwebend in der Zeit.
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