Allyson Jeong

Meine Malerei betrachtet die Leinwand als lebendige, organische Struktur, in der sich Empfindung, Erinnerung, Wahrnehmung und Emotion überschneiden. Natürliche Formen wie Bäume, Pflanzen, Licht und Erde bilden nicht die Realität ab, sondern entstehen als Eindrücke, als Spuren emotionaler und sensorischer Erinnerungen, die durch den Akt des Malens an die Oberfläche kommen. Diese Formen widersetzen sich der symbolischen Fixierung und verweilen stattdessen an der Grenze zwischen Empfindung und Bewusstsein. Durch taktile Pinselführung, zitternde Linien und asymmetrische Kompositionen wird das Gemälde zu einem sensorischen neuronalen Netzwerk.
Mein Hintergrund im Metallhandwerk hat meine Sensibilität für Materialien tief geprägt. Dieses taktile Bewusstsein durchdringt meine gesamte Arbeit und übersetzt Emotionen und Empfindungen in Farbe und Textur. Negativer Raum, schwebende Formen und ungleichmäßige Rhythmen schaffen einen Raum, in dem sich Bedeutung und Gefühl in aller Ruhe entfalten können. Mich zieht es besonders in den Zustand vor der Sprache, in dem die Wahrnehmung noch nicht gefestigt ist, und ich versuche, Momente direkter, instinktiver Verbindung zwischen Werk und Betrachter hervorzurufen.
In einem postdigitalen Zeitalter, geprägt von exzessiver Bildproduktion und schnellem Konsum, widersetzen sich meine Bilder der sofortigen Lesbarkeit. Sie versuchen, den Blick zu verlangsamen und ein gesteigertes Bewusstsein für Dichte und Subtilität zu fördern. Die Leinwand wird zu einem kontemplativen Raum, in dem instabile Wahrnehmung und emotionale Resonanz koexistieren und nicht eine Botschaft, sondern Präsenz vermitteln. Ich hoffe, dass der Betrachter verweilt, innehält und fühlt.