Meet Sophia Stolz

Cake Artist und Food Stylistin

Meet Sophia Stolz - illustration 1

Cake Artist und Food Stylistin Sophia Stolz, Foto von Luise Reichert. Styling: Luzie Jo

Als Cake Artist und Food Stylistin bezaubert uns Sophia Stolz mit Ihrem Instagram-Account @stolzes tagtäglich mit kreativen Kuchenkreationen und ausgefallenen Dessert-Setups die sie für Kunden wie BVLGARI, Disney, Balenciaga und Miu Miu zubereitet. Wir sprachen mit ihr über ihre täglichen Inspirationen und die Verbindung zwischen zeitgenössischer Kunst und den süßen Freuden des Lebens. 

1. Salut, Sophia! Du lebst in Wien und scheinst die Symbole der Stadt zu verkörpern: die Süßspeisen der Kaffeehäuser, die tiefe Verankerung der bildenden Kunst und, wie die Kirsche auf der Torte, ein unkonventioneller künstlerischer Ansatz. Könntest du uns mehr über dich und deinen beruflichen Werdegang erzählen? 

Die Leidenschaft für das Backen habe ich mit 15 Jahren entdeckt und lieben gelernt, man könnte es fast als Besessenheit bezeichnen - denn nachdem ich das erste Mal jeden Tag gebacken hatte, begann ich, Kochbücher des 18. und 19. Jahrhunderts sowie Kochbuch-Klassiker auswendig zu lernen und die Rezepte so oft nachzumachen, bis ich sie komplett beherrschte. Mit 17 dachte ich zum ersten Mal "jeder will eine tolle Party und eine einzigartige Geburtstagsfeier, aber alle haben die gleichen Torten" und so begann ich, bzw. versuchte aus heutiger Sicht, Geschichten mit Torten zu erzählen. 

Das Ziel war es, Unikate zu erschaffen, das einzige, was immer gleich blieb, war die Form.. Zu dieser Zeit hatte ich auch mit schweren Depressionen zu kämpfen und das einzige, was mir half, war, mich in der Küche auszutoben. Anfangs war es keine Option, meiner Leidenschaft beruflich nachzugehen - wegen des sozialen Drucks und auch, weil ich ein absurder Nerd war und das Gefühl hatte "ich muss allen beweisen, dass ich schlau genug und etwas wert bin und das geht nur mit einem Medizinstudium" - nun, das war ein Fehler, denn dann begann ich ein Zahnmedizin-Studium in München, wurde psychisch wieder rückfällig und brach zum ersten Mal in meinem Leben etwas ab. 

Ich habe dann in Wien Kunstgeschichte studiert und mich eigentlich ganz dem "Spielen mit Lebensmitteln" verschrieben. Nachdem Selbstzweifel und die Angst, nie gut genug zu sein, ständige Begleiter waren, fiel es mir wahnsinnig schwer, meine erste Torte zu posten. Aber als ich das getan habe (2013), kamen ganz schnell die ersten Anfragen, ob ich so etwas für sie machen könnte. Das war der Grundstein.

Nachdem ich mich dann getraut habe, meine Kunst auf Instagram zu posten, habe ich sehr viel positiven Zuspruch bekommen und dann war ganz klar für mich - jetzt oder nie- ich habe mich mit 20 oder 21 selbstständig gemacht und von dem Tag an auch nicht mehr aufgehört zu arbeiten. Was heute passiert, dass ich für Kunden wie Miu Miu oder BVLGARI oder sogar für zwei große Hollywood-Filme auf der ganzen Welt arbeiten durfte, verstehe ich oft selbst nicht - aber ich weiß, dass es mehr ist, als ich mir je hätte erträumen können - dafür bin ich sehr dankbar.

2. Du bist im Grunde eine Bildhauerin, die ihre Werke aus Mehl und Isomalt herstellt. Wie gehst du damit um, dass deine Kunst vergänglich ist und was zeichnet einen Cake Artist aus?

Genau - Ich arbeite eigentlich nicht mit Zuckerguss, aber dafür mit sehr viel Butter und Isomalt (ein Zuckerersatzstoff mit dem man Zucker einfärben und formen kann) aber ich arbeite auch mit Gips, Keramik und Silikon für Fake-cakes bzw. Torten-Skulpturen, die für immer halten. Damit habe ich erst vor ca. 2 Jahren begonnen, aber ich denke jeder braucht eigentlich immer Kuchen zu Hause, auch wenn man ihn nicht essen kann. Torten machen einfach glücklich. 

Für mich geht es in erster Linie darum, etwas Flüchtiges zu erschaffen. Torten oder Lebensmittel sind die perfekte Plattform, um kreativ zu sein, um meine Welt auf etwas aufzubauen, das nicht ewig hält. Diese Tatsache hat es mir 'erlaubt', meine Kreativität auszuleben - was ich natürlich auch wahnsinnig bezweifelt habe. 

Ich war eine der ersten in Europa, die verrückte Sachen mit Torten gemacht haben, die ersten Objekte waren voll mit Spielzeug, Madonnen oder Medikamenten. Mir war und ist es egal, ob die Leute sie wirklich essen - für mich war und ist jede Torte eine leere Leinwand, die mir geholfen hat, meine Freiheit zu finden (das mag etwas überinterpretiert klingen, aber ohne Kuchen weiß ich nicht, ob ich noch hier wäre).  

Ich weiss, um ehrlich zu sein, nicht was einen Cake Artist ausmacht, und ich lebe soundso nicht regelkonform, aber wenn, dann ist es Originalität, die einen Cake Artist ausmacht. Jeder kann vermutlich Cake Artist sein, aber so wie in der Kunst, geht es darum, einen eigenen Stil zu entwickeln, Grenzen zu überschreiten, und sich selbst in seiner Arbeit wiederzuerkennen. Aber ich finde, das sollte im optimalen Szenario in jeder Profession so sein, nicht wahr?    

3. Wer sind deine Kunden?   

Ich habe das große Glück, Marken wie Chanel, Fendi, Netflix, Miu Miu, H&M, Bvlgari und Disney-Filme wie Magic Mike 3 und Chevalier zu meinen Kunden zu zählen.

Meet Sophia Stolz - illustration 1
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Links: Balenciaga-inspirierte Kuchenskulptur, 2022 / Rechts: Kuchenskulptur in Zusammenarbeit mit der Keramikkünstlerin Cristina Fiorenza, 2023 

4. Kunst fordert zum Umdenken heraus: Wo liegt deiner Meinung nach die Verbindung zwischen zeitgenössischer Kunst und dem Alltäglichen, wie zum Beispiel Speisen? Ab wann ist eine Torte Kunst?

Ich finde Essen kann Kunst in sehr purer Form sein. Speisen oder halt Torten sind die wohl facettenreichsten Sinnes-Stimulierungen, die man in der Kunst finden kann, sie riechen, schmecken, man kann sie angreifen und ultimativ sogar verdauen, und natürlich auch - wie idealerweise jedes Kunstwerk - einfach nur ansehen. Man kann sie einerseits festhalten, aber gleichzeitig auch nicht - denn sie sind vergänglich. 

Ein Medium, das irgendwie verschwindet und dann aber in der Erinnerung weiterlebt. Man verbindet gewisse Speisen oder eben Torten mit speziellen Ereignissen im Leben - das Schöne daran ist, man wird sie selbst, wenn sie richtig enttäuschend sind, schwer vergessen, weil sie so viele Sinne stimulieren und gleichzeitig sind Lebensmittel halt "nur Lebensmittel". Für mich ist es jedes Mal aufs Neue so cool, aus bisschen Mehl, Zucker und Eiern etwas mit meinen Händen zu bauen. Ab wann eine Torte Kunst ist - das bleibt wohl jedem selbst überlassen, diese Grenze zu setzen. Für mich gilt auf jeden Fall: es gibt keine Torte (oder egal was) zweimal. 

Weiters denke ich dass die Verbindung zwischen zeitgenössischer Kunst und dem Alltäglichen in einer Welt die von gestörten Essverhalten, einem Mangel aber gleichzeitig einer Marktübersättigung, einem Diät- und Fitnesswahn oder um es abzukürzen einem extrem passiv präsenten Thema gar nicht so schwer zu sehen ist. Kunst mit Essen zu machen ist bis zu einem gewissen Grad auch sehr provokativ und arrogant. Für mich war Essen mein größter Feind und ich habe damit begonnen zu arbeiten - ein Widerspruch in sich - der mir dann aber geholfen hat, mich von diesem Blickwinkel zu distanzieren und meine psychische Freiheit und mein Privileg extrem zu schätzen. 

5. Erzähl uns mehr über deinen kreativen Prozess! Welche besonderen Orte ziehen dich kreativ an, und warum? Oder sind es vor allem Menschen und Künstler, die dich inspirieren? Wenn ja, wer? 

Mein kreativer Prozess ist ziemlich simpel, für mich sind extreme Phasen (also extrem glücklich oder extrem traurig) meine größten Inspirationsquellen. Ich ziehe mich in meine Welt zurück, rede nicht, höre Musik und schaffe etwas. Es ist essentiell für mich, während des gesamten Prozesses alleine zu sein. 

Meine Inspirationsquellen sind mein Hirn, meine Gedanken und Mode.  

Oft weiß ich gar nicht, was ich mache und es entsteht einfach. Das ist natürlich immer mit einem Risiko verbunden - aber sonst wäre es ja auch langweilig.

Schnelle und einfache Antwort: NEW YORK CITY. Dieser Ort ist für mich mein wahres Zuhause, nirgends auf der Welt fühle ich mich so frei und ok. Dieser Ort inspiriert mich unendlich und ich brauche gar keinen Schlaf mehr und sprühe vor Ideen, sobald ich schon an der Grenzkontrolle stehe (lacht). 

6. Welches ist das verrückteste Projekt, das du je realisiert hast und gibt es einen Meilenstein in deiner Karriere, den du mit uns teilen möchtest?

Da gibt es so viele. 

Von stundenlangen Reisen mit 12 Lebkuchenhäusern mit dem Flixbus nach Berlin bis hin zu schlaflosen Nächten um 200 Zuckerringe fertigzustellen, ist alles dabei. Ich wurde vor einem riesen Job bestohlen - Koffer, das ganze Equipment weg, bin mit Blutvergiftung nach New York geflogen um einen Job wahrzunehmen, habe 50 Torten in 5 tagen gemacht, habe mit einem Topf und einer Gabel und einem Mikrowellenherd in NYC eine Torte für ein Fendi-Shooting gemacht…

Persönliches Highlight und Meilenstein zugleich: eine Disney-Produktion für die ich 14 Torten (nur für das Set, nicht zum Essen - aber trotzdem essbar), die alle über 1 Meter groß waren in einem AirBnB  in Prag gemacht habe - dort gab es keinen Ofen, also musste ich einen kaufen, habe diesen mitten auf den Tisch im Wohnzimmer gestellt und das ganze Airbnb umgebaut. Da bin ich auch mit 20 Kilo Süßigkeiten und Deko angereist und am Ende war es der verrückteste, beste, schönste und tollste Job meines ganzen Lebens bis jetzt! 

Ah und 2021 habe ich "Forbes 30 under 30" gemacht, hihi. 

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Links: Sugar sculptures, Leopold Museum Wien, 2022 / Rechts: Feature von Sophia im Buch "Still Here" von TRI ADIC  

7. Welche Kunstwerke sammelst du privat?  

Ganz verschieden, am liebsten junge Künstler, deren Arbeit mich einfach extrem anspricht. Letztens habe ich eine Malerei bei Christie's in London gekauft - von einem afrikanischen Künstler. Das war eine sehr impulsive Handlung, ich wollte gar nichts kaufen und dann fand ich es aber ein so cooles Werk, dass meine Hand schneller oben war als mein Kopf.  

8. Wenn du der Sophia vor 10 Jahren einen Rat geben könntest, welcher wäre das?

So cringe aber: 

Trust the process. 

Oder eigentlich… würde ich ihr gar keinen Rat geben, weil aus allem lernt man was, und wenn man gewisse Fehler nicht macht kommen gewisse Dinge dann auch nicht zustande 


Auswahl von Kunstwerken

Skulpturen, Antidisturbios de juguete, Eugenio Merino

Antidisturbios de juguete

Eugenio Merino

Skulpturen - 90 x 37 x 30 cm Skulpturen - 35.4 x 14.6 x 11.8 inch

18.500 €

Gemälde, Post comunist fish, Otto Constantin

Post comunist fish

Otto Constantin

Gemälde - 50 x 70 x 2 cm Gemälde - 19.7 x 27.6 x 0.8 inch

Verkauft

Gemälde, Surviror, Otto Constantin

Surviror

Otto Constantin

Gemälde - 70 x 50 x 3 cm Gemälde - 27.6 x 19.7 x 1.2 inch

Verkauft

Skulpturen, What happen on earth stays on earth, Otto Constantin

What happen on earth stays on earth

Otto Constantin

Skulpturen - 72 x 53 x 0.5 cm Skulpturen - 28.3 x 20.9 x 0.2 inch

3.500 €

Skulpturen, Permafrost, Dimitar Solakov

Permafrost

Dimitar Solakov

Skulpturen - 15 x 105 x 5 cm Skulpturen - 5.9 x 41.3 x 2 inch

5.600 €

Gemälde, Whirpool, Kazimieras Brazdziunas

Whirpool

Kazimieras Brazdziunas

Gemälde - 170 x 230 x 3 cm Gemälde - 66.9 x 90.6 x 1.2 inch

Verkauft

Gemälde, Happily ever after, Egle Norkute

Happily ever after

Egle Norkute

Gemälde - 84 x 50 x 3 cm Gemälde - 33.1 x 19.7 x 1.2 inch

760 €

Gemälde, Autoportrait, Kazimieras Brazdziunas

Autoportrait

Kazimieras Brazdziunas

Gemälde - 230 x 180 x 3 cm Gemälde - 90.6 x 70.9 x 1.2 inch

2.600 €

Gemälde, Modern solutions (waiting for a star to fall), Kazimieras Brazdziunas

Modern solutions (waiting for a star to fall)

Kazimieras Brazdziunas

Gemälde - 230 x 180 x 3 cm Gemälde - 90.6 x 70.9 x 1.2 inch

2.600 €

Gemälde, Since 1975 Ronnie Wood continued painting, Egle Karpaviciute

Since 1975 Ronnie Wood continued painting

Egle Karpaviciute

Gemälde - 110 x 90 x 2 cm Gemälde - 43.3 x 35.4 x 0.8 inch

3.400 €

Gemälde, Broken fridge (what's a girl to do?), Vita Opolskyte

Broken fridge (what's a girl to do?)

Vita Opolskyte

Gemälde - 225 x 180 x 5 cm Gemälde - 88.6 x 70.9 x 2 inch

Verkauft