Erfunden im Kontext der aufkommenden modernen Gesellschaft, die die Industrialisierung im Paris des 19. Jahrhunderts hervorbrachte, erhob der Begriff "Flaneur" den Status eines ehrgeizigen Gutes für diejenigen, die auf materielle Annehmlichkeiten verzichteten, um ihren künstlerischen und literarischen Träumen nachzugehen.

Der Dichter Charles Baudelaire erwähnte die Kunst des Wanderns erstmals in seinem Buch Les Fleurs du Mal. Er beschreibt einen ziellosen Wanderer, der in den Städten kein Ziel hat, außer der einfachen Tatsache des Gehens. Der Flaneur des neunzehnten Jahrhunderts ist ein schelmischer und indolenter Charakter, der vielleicht eher mit dem verwirrten Dandytum verwandt ist, und findet es anregend, die weniger relevanten Details zu schätzen.

"Für den perfekten Flaneur, den leidenschaftlichen Beobachter, ist es eine ungeheure Freude, sich im Herzen der Menge niederzulassen, zwischen Ebbe und Flut der Bewegung, inmitten des Flüchtigen und Unendlichen. Weit weg von zu Hause zu sein und sich doch überall zu Hause zu fühlen, die Welt zu betrachten, in ihrem Mittelpunkt zu stehen und doch unbemerkt zu bleiben - das sind die kleinen Freuden jener unabhängigen, leidenschaftlichen, unbestechlichen Geister, die die Sprache kaum zu definieren vermag."
Baudelaire, Fleurs du mal, 1857.

So wie der Liebhaber des universellen Lebens wie ein Kumulus elektrischer Energie in die Menge eindringt, so führt uns Flânerie -die neue Ausstellung im GALERIA AZUR MADRID- auf hedonistische Weise in eine Ansammlung von Details, Nuancen und subtilen Kontrasten ein, die die verwirrende Komplexität der Realität, verkörpert durch das Kunstwerk, übertreffen.

Die Auswahl der Kunstwerke, aus denen dieser künstlerische Vorschlag besteht, ergibt sich aus der Gegenüberstellung von zeitlichen und stilistischen Schichten: Gemälde, Objekte und Fotografien (unter anderem) werden vorgeschlagen, um unsere Aufmerksamkeit zu fesseln, um uns von der alten Kunst des "Wanderns" von einem Kunstwerk zum anderen wegzuführen, um Zeuge des zufälligen Details und der Nuance des Augenblicks zu werden, während die Flut der sich überschneidenden Wahrnehmungen zu uns ruft und Neugierde und ausgefranste Gedanken weckt.

Deshalb ist die Flânerie die Synthese der sehr emergenten Natur des Bewusstseins, es ist das Bedürfnis, die Realität aus verschiedenen Blickwinkeln zu evozieren und zu begreifen.

Ceres Gonzales. Kunstkurator und Kunstkritiker.
AZUR MADRID GALERIE