Ein Gespräch zwischen François-Xavier Trancart (links, CEO von Artsper) und Letizia Luperini (rechts, Gründerin von Pamono)

Artsper hat sich mit dem Berliner Vintage-Möbel- und Designmarktplatz PAMONO zusammengetan, um Ihnen eine exklusive Kollektion wunderschöner zeitgenössischer Kunstwerke Seite an Seite mit zeitlosen Designstücken zu präsentieren (hier zu finden). Unser CEO François-Xavier Trancart hat sich mit der Gründerin von PAMONO, Letizia Luperini, zusammengesetzt, um über ihre allererste Zusammenarbeit, ihre Kunst- und Designfavoriten und vieles mehr zu sprechen. 

FX: Hallo Letizia! Können Sie uns etwas über Ihren beruflichen Hintergrund erzählen und was Sie dazu bewogen hat, PAMONO mitzugründen? Wie ist die Idee für das Unternehmen entstanden?

Letizia: Eigentlich bin ich ausgebildete Chemieingenieurin und habe nach meinem Abschluss nur ein paar Monate in einem Labor gearbeitet, bevor ich feststellte, dass das wirklich nicht das Richtige für mich ist. Danach hatte ich verschiedene Positionen in den Bereichen Wirtschaft und Finanzen inne, zuletzt in Zürich, bevor ich Pamono gründete. Während dieser Zeit reiste ich häufig durch Europa und entdeckte dabei den Reichtum und die Vielfalt der europäischen Design-Galerien, von denen jede ihr eigenes einzigartiges Inventar präsentierte. Schnell wurde mir klar, dass ich jedem die Möglichkeit geben wollte, von zu Hause aus auf diese Läden und Kollektionen zuzugreifen und ein inspirierendes und bequemes Einkaufserlebnis zu schaffen: So wurde Pamono geboren.  

Letizia: Meine erste Frage bezieht sich auch auf die Konzeption Ihres Unternehmens. Wie entstand Artsper? Haben Sie einen künstlerischen Hintergrund?

FX: Ich habe keinen künstlerischen Hintergrund im eigentlichen Sinne. Ich bin in der Picardie, Frankreich, aufgewachsen und habe meine Kindheit umgeben von Kunst und Design verbracht. Als ich zum Beispiel das Musée des Beaux-Arts in Lille oder das Centre Pompidou in Paris besuchte, wurde mir schnell klar, wie wichtig Kunst für unser tägliches Leben ist. Nach meinem Abschluss erkannte ich die Notwendigkeit, das Umfeld für den Kauf von Kunstwerken zu digitalisieren, das seit Jahrzehnten von denselben Prinzipien bestimmt wird. Für Laien ist es schon schwer genug, ihre Meinung über Kunst in einer Branche zu äußern, die oft ziemlich abgehoben zu sein scheint, ganz zu schweigen davon, diese Welt tatsächlich zu betreten. Aus diesem Grund haben wir Artsper gegründet, um die Barriere zum Kauf von Kunstwerken abzubauen und Kunst für alle zugänglich zu machen und das mit einem umfangreichen Katalog für jeden Geschmack und jedes Budget. Kunst ist gleichermaßen emotional und visuell und Artsper möchte jedem das passende Kunstwerk anbieten.  

FX: Da viele Künstler auch funktionale Gegenstände entwerfen, treffen Kunst und Design häufig aufeinander. Was unterscheidet Ihrer Meinung nach Design von Kunst?

Letizia: Ich würde sagen, dass Design oft als Kunst betrachtet werden kann, aber nur selten kann Kunst als Design betrachtet werden. Aber ich denke, es gibt einige wichtige Unterscheidungen. Erstens kann Design als Industrie mehr auf Zusammenarbeit beruhen als Kunst. Ein Stuhl kann zum Beispiel von Marcel Breuer entworfen, aber auch von Knoll International produziert werden. Von historisch bedeutsamen Entwürfen werden in der Regel mehrere Originalkopien hergestellt, während es in der Kunst oft nur ein einziges Originalstück gibt. Diese Exklusivität ist Teil des Wertes der Kunst. Im Falle von Design hingegen werden die Stücke oft in einer Reihe von identischen Exemplaren hergestellt, was die Landschaft für Sammler und Verbraucher verändert, da verschiedene Personen den Reiz und die Investition des Besitzes eines Originals anstreben können. Oft gehen Designer auch mit dem Gedanken an den Verbraucher an ihre Arbeit heran: Ein Stuhl kann künstlerisch sein, muss aber möglicherweise auch praktisch sein. Wenn man es genau nimmt, ist Kunst ein expressiver Akt, während es beim Design eher darum geht, die Bedürfnisse des Verbrauchers mit Innovation in Einklang zu bringen, ohne dabei die Ästhetik zu opfern. Ich glaube nicht, dass es ein Zufall ist, dass viele große Möbeldesigner als Architekten angefangen haben - Design ist einfach ein rationalerer Ansatz als Kunst! 

Links: Alvaro Catalán de Ocón, Eperara Siapidara 12-Light PET / Rechts: Bernard Frize, Extension 2, 2023 

FX: PAMONO hat sich auf Vintage und Contemporary Design spezialisiert und bietet eine große Auswahl an Mid-Century, Bohemian und minimalistischen Stücken. Was ist Ihr persönlicher Lieblingsstil oder Ihre bevorzugte Design-Epoche und was ist Ihr aktuelles Lieblingsstück in Ihrem Zuhause?

Letizia: Ich habe keine Lieblingsepoche, jede Epoche hat etwas, das ich mag. Im Allgemeinen mag ich die Arbeit von Designern/Architekten oder Designern/Ingenieuren wie Jean Prouve, Charlotte Perriand, Mies van der Rohe, Ettore Sottsass. Mein Lieblingsstück in meiner Wohnung ist die Eperara Siapidara 12-Light PET Lampe von Alvaro Catalán de Ocón. Sie ist mein absolutes Lieblingsstück, weil sie für mich einen großen sentimentalen Wert hat. Vier Jahre lang habe ich nur mit einer Glühbirne über meinem Esstisch gelebt und auf den Tag gewartet, an dem ich sie mir endlich leisten konnte. Jedes Mal, wenn ich sie ansehe, lächle ich und werde an all die harte Arbeit erinnert, die ich investieren musste, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Diese Lampe vereint alles, was ich liebe: die traditionelle Handwerkskunst der von kolumbianischen und chilenischen Kunsthandwerkern gefertigten Körbe, die Nachhaltigkeit in den recycelten PET-Flaschen und natürlich das Design mit dieser wunderschönen Komposition von Alvaro. 

Letizia: Francois-Xavier, wie würden Sie Ihren persönlichen Kunstgeschmack beschreiben? Fühlen Sie sich von bestimmten Künstlern oder Epochen angezogen? Haben Sie diese in Ihr Zuhause integriert?

FX: Es ist schwierig, eine bestimmte Richtung vorzugeben, aber im Allgemeinen höre ich auf mein Herz, wenn ich ein neues Stück für meine Kollektion auswähle. Ich mag die figurative Bewegung sehr und favorisiere zweifellos die zeitgenössische Kunst. Meine Lieblingskünstler variieren ständig, aber als Konstanten würde ich Alex Katz, Alex Israel und Chloe Wise nennen. In letzter Zeit schätze ich besonders die Arbeiten junger französischer Künstler wie Alexandre Benjamin Navet, Clément Davout und Jean Claracq sehr, deren farbenfrohe Kompositionen mich sehr inspirieren.  

Letizia: Und gibt es etwas in Ihrem Zuhause, das die Leute überraschen könnte?

FX: Eine ziemlich kurze Antwort, die mich aber perfekt beschreibt: ein Wildschweinkopf neben einer Vase von Anissa Kermiche, einer Designerin von Einrichtungsgegenständen. Ich fühle mich von Kontrasten sehr angezogen. 

Links: Ketabi Bourdet Design bei Design Miami Basel, 2022 / Rechts: Ausstellungsansicht ''Les choses que j'ai vues'' von Bernard Frize in der Galerie Perrotin Paris, 2023 

FX: Was ist die beste Investition in die Inneneinrichtung, die Sie je getätigt haben? Und von wem? Gibt es aufstrebende Designer, die wir im Moment im Auge behalten sollten?

Letizia: In Bezug auf den IRR muss es der Melting Pot Tisch von Dirk van der Kooij sein. Er hat seinen Wert mehr als verdreifacht, seit wir ihn vor ein paar Jahren gekauft haben. Bei den aufstrebenden Designern ist es schwer, nur einen auszuwählen, aber ich würde mich für Noe Kuremoto entscheiden. 

Letizia: Das Büro von Artsper befindet sich in Paris, einer Stadt, die für ihre vielen Galerien bekannt ist. Haben Sie unter diesen einen Favoriten?

FX: Ja, eine meiner absoluten Lieblingsgalerien ist Perrotin, eine Partnergalerie von Artsper mit Standorten in Paris, New York und Shanghai, die derzeit den in Paris und Berlin lebenden Künstler Bernard Frize (auf Artsper verfügbar) ausstellt. Er verwendet großartige Farben, die mich an Öl auf Wasser erinnern. 

In der Rue de Turenne finden Sie Almine Rech. Sie hat ein gutes Auge für aufstrebende Künstler. Dazu gehört Farah Atassi, die letztes Jahr, wie sie selbst sagt, ihre "figurativen Gemälde, die die Abstraktion darstellen", im Picasso-Museum in Paris ausstellte. Ich möchte auch Mariane Ibrahim in der Avenue Matignon und Ketabi Bourdet am Rive Gauche erwähnen, die sich auf zeitgenössische Künstler sowie auf die Promotion französischer und internationaler Designstücke aus den 1980er und 1990er Jahren konzentrieren. 

Ich besuche auch gerne die Galerie Michel Rein im Herzen des Marais und die Galerie Hus, wenn ich auf der Suche nach einem schönen Geschenk für Freunde bin. Ich liebe ihre Auswahl an Kunstdrucken von berühmten Künstlern (erhältlich bei Artsper).

Letizia: Artsper macht den Kunstmarkt für einen Neuling zweifellos weniger einschüchternd. Was würden Sie jemandem raten, der sein erstes Kunstwerk kaufen möchte? Worauf sollte man achten?

FX: Mein Rat wäre, klein anzufangen und nach aufstrebenden Talenten Ausschau zu halten. Hierfür hat Artsper eine dedizierte Seite mit Kunstwerken von vielversprechenden Nachwuchstalenten, die man unbedingt im Auge behalten sollte, integriert. Man kann einfach einzigartige Kunstwerke durchstöbern, bevor die Preise in die Höhe gehen! Wenn der Künstler dann bekannter wird, könnte sich Ihre Investition auszahlen! Ich würde auch dazu raten, sich zu Beginn auf ein bestimmtes Medium oder eine bestimmte Kategorie zu beschränken, damit Sie diesen Sektor der Branche besser kennenlernen und sich bei Investitionen in diesem Bereich sicherer fühlen. Sobald Sie etwas mehr Selbstvertrauen und Erfahrung gewonnen haben, können Sie anfangen, die Dinge zu variieren. 

FX: PAMONO legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und bietet Vintage und Upcycling Produkte an, die Nachhaltigkeit im Haushalt fördern. Können Sie mehr über Ihre Vision von nachhaltiger Kunst, Inneneinrichtung und Design erzählen und darüber, wie PAMONO diese Entscheidungen unterstützt?

Letizia: Pamono unterstützt den nachhaltigen Konsum in zweierlei Hinsicht. Erstens bieten wir zeitlose und qualitativ hochwertige Möbel an, von denen die meisten mehr als ein Leben lang halten werden. Auf diese Weise wollen wir die Verschwendung durch den Kauf und die Entsorgung von billigen Möbeln (manchmal auch "Fast Furniture" genannt, analog zum Konzept der "Fast Fashion") reduzieren. Es ist in Ordnung, seine Wohnung so oft wie möglich umzudekorieren und zu verändern, aber achten Sie darauf, dass Sie Stücke kaufen, die Sie leicht weiterverkaufen oder verschenken können. Der zweite Aspekt ist die Unterstützung der Kreislaufwirtschaft durch die Bereitstellung eines Bestands von mehr als 250.000 gebrauchten Möbeln. Heute sind weniger als 10 % der globalen Wirtschaft kreislauforientiert, was bedeutet, dass mehr als 90 % der verwendeten und verbrauchten Ressourcen nicht wiederverwendet werden. Unsere Vision vom Design-Konsumenten ist optimistisch. Als wir vor 10 Jahren begannen, Vintage-Design zu kaufen, war dies eine Nische für Sammler. Heute wird Vintage Design mehr und mehr zum Mainstream, und eine große Mehrheit der Millennials und der Generation Z entscheidet sich für den Kauf aus nachhaltigen Quellen. Wir beobachten auch, dass immer mehr Innenarchitekten den CO2-Fußabdruck ihrer Projekte berechnen und minimieren wollen. Durch den Kauf von Vintage Designs können sie ihren CO2-Fußabdruck massiv reduzieren. Unser Trade Programm, das Innenarchitekten und Fachleuten bei der Umsetzung ihrer Projekte helfen soll, unterstützt diese nachhaltigere Entscheidung eindeutig.