Meet the Artistic Director of viennacontemporary: Boris Ondreicka

viennacontemporary im Kursalon, Wien © Kursalon Huebner

Artsper hatte als offizieller Partner die Freude, sich mit Boris Ondreička, dem Artistic Director der Kunstmesse viennacontemporary zu treffen. Boris spricht mit uns über seine Sicht auf den aktuellen und zukünftigen Zustand der Kunstwelt, was auf der jährlichen viennacontemporary zu erwarten ist und vieles mehr! Die viennacontemporary findet vom 7. bis 10. September 2023 statt und präsentiert internationale zeitgenössische Künstler im italienischen Renaissance-Gebäude Kursalon, welches eine perfekte Symbiose zwischen dem kulturellen Erbe der Stadt und einer atemberaubenden Plattform für zeitgenössische Kunst erschafft. Lesen Sie weiter, um mehr über die einzigartige Perspektive von Österreichs führender internationaler Kunstmesse zu erfahren.

1. Hallo Boris! Deine Arbeit als Kurator und auch als Künstler hat dich zur Position des künstlerischen Leiters der viennacontemporary geführt. Was hat dich motiviert, diese Rolle zu übernehmen, und wie definierst du deine Vision für die Messe?

Ich habe mich sehr über die Möglichkeit gefreut, zur Verbesserung der viennacontemporary mitzuwirken. Meine Vision ist es, dazu beizutragen, eine wirklich einzigartige Messe zu schaffen, die sich auf der globalen Bühne abhebt. Ich möchte mich auf die Qualität konzentrieren und verschiedene künstlerische und institutionelle Positionen, vor allem aus unserer spezifischen Region (CEE), sorgfältig auswählen und für ein globales Publikum hervorheben. Wir sind hoch motiviert, die Vorstellungen von Ost und West in Frage zu stellen, wie meine gute Freundin Mária Hlavajová wortgewandt zum Ausdruck gebracht hat.  

2. Wie hat sich Ihre Vorstellung von zeitgenössischer Kunst im Laufe der Zeit entwickelt?

Der Begriff " zeitgenössische Kunst" ist ziemlich schwer zu fassen. In seinen Anfängen benutzte Roger Fry ihn als vorläufige Bezeichnung für nicht kategorisierte Kunst, die er in Frankreich erwarb, und nannte den Stil dieser Gemälde später Postimpressionismus. Heute beschreibt der Begriff "zeitgenössische Kunst" einen Zustand der Nicht-Kategorisierung, der nach den revolutionären Ereignissen von 1989 entstand und das Verschwinden künstlerischer Bewegungen markiert. "Zeitgenössisch" (im Sinne von sowohl mit als auch gegen die Zeit) ist also ständig in Bewegung. Es ist ein Bereich der grenzenlosen Freiheit und folglich ein Bereich der kantigen Prekarität. Als Kunstexperten müssen wir darauf vorbereitet sein, mit allem umzugehen, was spontan auftaucht. Die Kunst ist jedoch ein unglaublich sensibler Stoff, der unmittelbar auf verschiedene Themen wie Ungleichheit, Gefährdung und Sorge reagiert. Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich die Dinge ständig verändern, was sowohl eine Herausforderung als auch ein spannendes Unterfangen ist.  

Linksviennacontemporary © kunst-dokumentation.com Rechtsviennacontemporary © Kursalon Huebner

3. Was erhoffen Sie sich, dass die BesucherInnen von ihrer Erfahrung bei viennacontemporary lernen/mitnehmen?

Ich hoffe, dass die BesucherInnen viele neue KünstlerInnen entdecken und vielleicht sogar einige Kunstwerke mit nach Hause nehmen werden. Ich möchte auch, dass sie insgesamt eine fantastische Zeit haben und die Möglichkeit, ihren Besuch mit dem außergewöhnlichen kulturellen Angebot Wiens zu verbinden. Wir verstehen uns als integraler Bestandteil der Wiener Kulturlandschaft.

4. Die Kunstwelt ist ständig im Wandel und passt sich an. Welche neuen Trends und Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst beobachten Sie derzeit, und wie beeinflussen diese Ihre Arbeit bei viennacontemporary?

Eine Kunstmesse dient nicht nur dem Verkauf von Kunstwerken als Dekorations-, Genuss- oder Investitionsgut, sondern auch der Diskussion über die Themen und deren Vermittlung. Sie dient auch als soziale Plattform, auf der verschiedene Akteure zusammenkommen, um Ideen auszutauschen. Die Förderung dieser dreieckigen Dynamik ist für unsere Tätigkeit von wesentlicher Bedeutung. Wie ich bereits erwähnt habe, sind wir auf eine sich ständig verändernde und kreative Welt gut vorbereitet. Deshalb ist jede Ausgabe der viennacontemporary einzigartig.

5. In der Kunstwelt wird viel über die Verbindung zwischen Technologie und Kunst diskutiert. Wie sehen Sie die Rolle der Technologie bei der Förderung und Präsentation zeitgenössischer Kunst und wie integrieren Sie digitale Medien und Technologien in die viennacontemporary, um Kunstwerke und Künstler einem globalen Publikum zugänglich zu machen?  

Intern verwenden wir den Begriff "neue-neue-Medien", denn wie kann man nach Nam June Pikes erster Verwendung des Sony Portapak im Jahr 1966 und den früheren Pionieren der digitalen Kunst noch etwas als "neu" bezeichnen? Zeitgenössische Kunst war schon immer mit Technologie verbunden, entweder als Medium oder als Gegenstand der Erforschung. Schauen Sie sich nur die Vielfalt der Faszinationen an, die von den Futuristen und anderen zum Ausdruck gebracht wurden. In einem evolutionären Sinn finde ich es faszinierend, wie die Kunst die Fähigkeit hat, alles Neue aufzunehmen, anzupassen und zu nutzen. Die Integration der "neuen-neuen-Medien" in unsere Messe ist eher organisch als konzeptionell. Außerdem organisieren wir in Zusammenarbeit mit dem MAK (Museum für angewandte Kunst) Podiumsdiskussionen über Kunst und digitale Medien, und zahlreiche Galerien präsentieren ebenfalls digitale Arbeiten.

Linksviennacontemporary © kunst-dokumentation.com / Rechtsviennacontemporary © kunst-dokumentation.com

6. Als künstlerischer Leiter einer renommierten Kunstmesse, worauf achten Sie bei jungen Künstlern, um ihr Potenzial zu erkennen, und wie schaffen Sie den Spagat zwischen der Präsentation aufstrebender Talente und etablierter Künstler?  

Eine Kunstmesse zu organisieren bedeutet, zahlreiche Parameter für unterschiedliche Produzenten und Zielgruppen zu berücksichtigen und auszugleichen. Mindestens 20 % unserer Ausstellungsfläche stellen wir jüngeren, aufstrebenden Galerien zur Verfügung. Wir haben einen speziellen Bereich namens ZONE1, der jungen Einzelpräsentationen gewidmet ist und dieses Jahr von Francesca Gavin kuratiert wird. Das Kunstpublikum erwartet natürlich ein gewisses Maß an Qualität, aber es sucht auch nach Überraschungen und nach unserer Kompetenz, ständig zu erforschen und zu entdecken. Das bedeutet, dass wir auch als Forschungseinrichtung fungieren.

7. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, eine vielfältige und inklusive Kunstmesse zu schaffen? Wie fördern Sie die Teilnahme von Künstlern und Besuchern mit unterschiedlichem Hintergrund?  

viennacontemporary ist eine reine Einladungsmesse, um das von uns angestrebte Qualitätsniveau zu gewährleisten. Wir halten uns an bestimmte unausgesprochene ethische Grundsätze der Auswahl und Einbeziehung. Wir unterstützen Galerien bei der Präsentation eines Spektrums kultureller, politischer und identitätsbezogener Profile sowie verschiedener Formen des Andersseins. Kunst selbst ist von Natur aus anders. Wir organisieren eine Veranstaltungsreihe namens STATEMENT, die Ausstellungen umfasst und in diesem Jahr von Laura Amann kuratiert wird. Das Konzept ''Political Homelessness and Contemporary Citizenship'', das von Yana Barinova geleitet wird, untersucht neue europäische Konstellationen von Personen, die einen ständigen Wohnsitz in einem bestimmten Land haben, aber nicht wahlberechtigt sind. Die Vortragsreihe "Sessions" deckt verschiedene Aspekte des öffentlichen Engagements ab, darunter unsere kontinuierliche Unterstützung von Diskussionen über queere Themen. Wir wollen zwar nicht "mehr als eine Messe" sein, aber wir untersuchen, was eine Messe als soziale Plattform leisten kann.

LinksAnthony Olubunmi Akinbola © Galerie Krinzinger RechtsRobert Gabris, Organs 1-6, 2023 © Gregor Podnar, Vienna

8. Die Kunstwelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Welche neuen Ansätze und Möglichkeiten sind entstanden, um zeitgenössische Kunst in einer sich verändernden Welt zu fördern und zu präsentieren?

Durch unser jährliches Statement-Programm und unsere Erkundung von Möglichkeiten des Engagements, wie z. B. die Rolle des Sammelns in der Stadtentwicklung, haben wir flexible Strukturen entwickelt, die es uns ermöglichen, auf die dringendsten Fragen in unserer sich ständig verändernden Welt zu reagieren.

9. Auf welche anderen Kunstereignisse freuen Sie und alle MitarbeiterInnen von viennacontemporary sich dieses Jahr?

Ich freue mich besonders auf das kuratierte Festival der Wiener Privatgalerien, das zeitgleich mit unserer Messe stattfindet und von dem großartigen Max Geymüller kuratiert wird. Dieses Festival erforscht die Bedeutung der Neutralität. Es wird von unserem Partner kuratiert und macht unser gemeinsames Wochenende zum perfekten Zeitpunkt für einen Besuch in Wien.

10. Was denken Sie über die Zukunft der zeitgenössischen Kunst und ihren Platz in der globalen Kulturlandschaft?  

Wie das berühmte anonyme Meme sagt: "The 'earth' without 'art' is just 'eh'.". Kunst ist das Labor der Kultur, und ohne Labor gibt es keine Medizin. Das Wort "Kurator" stammt von dem lateinischen Begriff "cura", was Heilmittel bedeutet. Die Kunst ist ein Raum der größtmöglichen Freiheit des Ausdrucks und der Spekulation, aber sie muss sich auch auf dem heiklen Pfad der politischen Korrektheit bewegen. Ich stelle mir vor, dass die Kunst der Zukunft sowohl inhaltlich als auch formal immer experimenteller wird.


Auswahl von Kunstwerken

Drucke, Olympic Balloons – Sarajevo 1984, Michelangelo Pistoletto

Olympic Balloons – Sarajevo 1984

Michelangelo Pistoletto

Drucke - 85 x 62 x 0.1 cm Drucke - 33.5 x 24.4 x 0 inch

12.000 €

Drucke, Self Portrait, Michelangelo Pistoletto

Self Portrait

Michelangelo Pistoletto

Drucke - 29 x 21 x 0.5 cm Drucke - 11.4 x 8.3 x 0.2 inch

2.900 €

Drucke, Alter Ego, Michelangelo Pistoletto

Alter Ego

Michelangelo Pistoletto

Drucke - 100 x 70 x 0.1 cm Drucke - 39.4 x 27.6 x 0 inch

1.000 €

Skulpturen, Amare, Michelangelo Pistoletto

Amare

Michelangelo Pistoletto

Skulpturen - 25 x 113 x 3 cm Skulpturen - 9.8 x 44.5 x 1.2 inch

7.000 €

Skulpturen, Amare, Michelangelo Pistoletto

Amare

Michelangelo Pistoletto

Skulpturen - 25 x 113 x 3 cm Skulpturen - 9.8 x 44.5 x 1.2 inch

7.000 €

Gemälde, Untitled, Kateryna Lysovenko

Untitled

Kateryna Lysovenko

Gemälde - 61 x 86 cm Gemälde - 24 x 33.9 inch

4.000 €

Gemälde, Untitled, Kateryna Lysovenko

Untitled

Kateryna Lysovenko

Gemälde - 120 x 133 cm Gemälde - 47.2 x 52.4 inch

4.000 €

Gemälde, Untitled, Kateryna Lysovenko

Untitled

Kateryna Lysovenko

Gemälde - 123 x 120 cm Gemälde - 48.4 x 47.2 inch

4.000 €

Gemälde, Untitled, Kateryna Lysovenko

Untitled

Kateryna Lysovenko

Gemälde - 164 x 120 cm Gemälde - 64.6 x 47.2 inch

4.000 €

Gemälde, Untitled, Kateryna Lysovenko

Untitled

Kateryna Lysovenko

Gemälde - 162 x 120 cm Gemälde - 63.8 x 47.2 inch

4.000 €

Gemälde, Untitled, Kateryna Lysovenko

Untitled

Kateryna Lysovenko

Gemälde - 121 x 192 cm Gemälde - 47.6 x 75.6 inch

4.000 €

Gemälde, Untitled, Kateryna Lysovenko

Untitled

Kateryna Lysovenko

Gemälde - 186 x 121 cm Gemälde - 73.2 x 47.6 inch

4.000 €

Skulpturen, Hands, Soap and Water, 4/7, Laura Põld

Hands, Soap and Water, 4/7

Laura Põld

Skulpturen - 36 x 38 x 12 cm Skulpturen - 14.2 x 15 x 4.7 inch

1.000 €

Skulpturen, Hands, Soap and Water, 6/7, Laura Põld

Hands, Soap and Water, 6/7

Laura Põld

Skulpturen - 39 x 37 x 13 cm Skulpturen - 15.4 x 14.6 x 5.1 inch

1.000 €

Skulpturen, Hands, Soap and Water, 1/7 (3), Laura Põld

Hands, Soap and Water, 1/7 (3)

Laura Põld

Skulpturen - 36 x 40 x 14 cm Skulpturen - 14.2 x 15.7 x 5.5 inch

1.000 €