Die Unvorhersehbarkeit des menschlichen Verhaltens ist ein gefundenes Fressen für den Abstrakten Expressionismus. Plötzliche Bewegungen, kurze Blicke und unbeständige Gesichtsausdrücke widersetzen sich den strengen Gesetzen des Realismus, wie wäre es also mit einer Abkehr davon? Die Porträtmalerei kann als ruhige, gestellte und wirkungsvolle Wiedergabe der menschlichen Gestalt im Rahmen der figurativen Kunst beschrieben werden. Jedoch kann der Mensch auch dynamisch und in Bewegung sein, was in einer Portrait Sitzung nicht dargestellt werden kann. Durch die Abkehr vom Realismus und die Verwendung von Licht, Farbe, Formen in Mischtechniken schafft es die abstrakte Kunst, die Bewegung auf der Leinwand selbst darzustellen, die die Dynamik der Figur widerspiegelt. Abstrakte Künstler wie Theo van Doesburg mit seinem Werk Abstraktes Porträt aus dem Jahr 1915 verwenden Farb- und Formblöcke, um das herauszuarbeiten, was für uns zur Figur wird. Aber die Figur ist dekonstruiert und scheint sich auf der Leinwand zu bewegen und zu verschieben. In der Erwartung, ein Gesicht zu erkennen, setzt der Betrachter das Porträt mit seinem Auge wieder zusammen und findet die Figur im Werk. Heute kombiniert Shay Mess weibliche Gesichter mit der Natur, um Porträts zu schaffen, die floral und farbenfroh sind und den Betrachter in ihren Bann ziehen. Mario Henrique hingegen konzentriert sich auf die Dynamik der menschlichen Form, indem er Tänzer und das Wechselhafte in der Bewegung des menschlichen Körpers darstellt.
