Ziad Naitaddi

Ziad Naitaddi wurde 1995 in Rabat geboren und ist ein autodidaktischer Künstler, der in Salé, Marokko, lebt und arbeitet.

Seine Zuneigung zur bildenden Kunst entwickelte sich zunächst durch das Kino, durch Fouad, einen Verkäufer von Raubkopien von DVDs aus der Medina von Rabat, der ihn mit einer breiten Palette von Filmen und Regisseuren bekannt machte. Schnell interessierte er sich für die Hybridität des fotografischen Mediums, die ihm die Möglichkeit bot, seine Lieblingsthemen in einem Ansatz auf halbem Weg zwischen Dokumentarfilm und Fiktion zu erkunden.

Seit 2015 fotografiert er überwiegend in Schwarzweiß und erkundet die experimentellen Möglichkeiten des Mediums. Wenn er zwischen digitaler und vordigitaler Praxis oszilliert, bevorzugt er die Langsamkeit des Prozesses der letzteren, um die Verbreitung von Bildern unseres täglichen Lebens kurzzuschließen. So sehr, dass er sich manchmal vom physischen Akt des Fotografierens entfernt. Aus dieser Perspektive eignet er sich Archive, schriftliche und mündliche Zeugnisse neu an oder kehrt auch einige Jahre nach ihrer Entstehung auf seine eigenen Fotografien zurück. All diese Erzählmöglichkeiten, die über den alleinigen Einsatz der Fotokamera hinausgehen, nennt er fotografische Exhumierung.

Diese abwechslungsreiche Praxis der Fotografie ist auch ein Wunsch, andere Darstellungen Marokkos und seiner Fantasie anzubieten. Seine Beziehung zum Medium ist sowohl mit einer Lebensweise verbunden – Ziad Naitaddi wandert und betrachtet täglich abwechslungsreiche Landschaften in Marokko und anderswo – als auch mit einer Art, mit der Fotografie umzugehen.

Unter Einsatz seines technischen Potenzials überträgt er dieses Wandern in Bilder von bewegender und rätselhafter Anmutung. In seinen neuesten Projekten beschäftigt er sich mit dem Thema Migration und ihren Begleiterscheinungen – der Distanz zur Heimat, dem Gefühl des Exils, der Integration oder Ausgrenzung – die er als Raum einer komplexen Begegnung betrachtet.

Jedes Mal kommt er den Menschen, die er fotografiert, näher und versucht, die Veränderungen in ihren Geisteszuständen zu verstehen, die im Laufe ihrer Migration stattfinden. Er ist sich bewusst, dass er durch das Prisma seiner persönlichen Wahrnehmung arbeitet und denkt auch über die Konstruktion und Entwicklung seiner eigenen Identität nach. Für ihn ist Fotografie eine äußerst gemeinschaftliche Geste. Durch seine fotografischen Schriften mit einem intimen und politischen Ton versucht Ziad Naitaddi, die Schwierigkeit zu hinterfragen, innere Emotionen durch Standbilder widerzuspiegeln. Er hat an mehreren Ausstellungen und Veröffentlichungen in Marokko und im Ausland teilgenommen – im Zentrum für zeitgenössische Fotokunst – Villa Pérochon, auf der 13. Dakar Biennale, auf dem 16. Angkor Photo Festival in Kambodscha, der Sharjah Art Foundation in den Vereinigten Arabischen Emiraten und weiteren der 18. Marrakesch. 2017 gewann er den ersten Jurypreis beim Festival Les Nuits Photographiques d'Essaouira.